Donnerstag, 19. Juni 2014

Happy Birthday: Die Grand Comics Database wird 20!

Heute will ich eine wunderbare Internetseite vorstellen, die für jeden interessant und vor allem hilfreich ist, der sich nicht nur mit dem Lesen von Comics begnügen will: Die Grand Comics Database (GCD) hat es sich zum Ziel gesetzt, Daten zu jedem jemals publizierten Comic bereitzustellen. Das ist natürlich ein sehr hoch gestecktes Ziel und ob es jemals erreicht wird, wage ich zu bezweifeln. Dennoch ist die GCD eine geniales Rechercheinstrument.

Seit 1994 betreiben Comicfans die GCD. Sie ist nicht profitorientiert und die Leute, die daran arbeiten, machen das, ohne dafür bezahlt zu werden. Jeder kann daran mitarbeiten. Man meldet sich an und beginnt Comics zu indexieren. Zu Beginn bekommt man einen Mentor an die Seite gestellt, der einem hilft mit dem System zu Recht zu kommen. Für jede Bearbeitung erhält man eine gewisse Punktezahl und ab 4000 Punkten kann man sogar über Entscheidungen der GCD mit abstimmen.

Die Datenbank bietet Informationen zu den Autoren, Zeichnern, Inkern und Farbgebern der einzelnen Comics. Weiterhin werden die einzelnen Cover gesammelt und Angaben zum Inhalt gemacht. Darüberhinaus findet man auch noch Hinweise auf Nachdrucke der Originalcomics in anderen Serien und Ländern.

Die GCD ist ein typisches Fanprojekt, worin einige vermutlich sehr viel Zeit investieren. Aber die Datenbank erfüllt noch einen ganz anderen Zweck als einfach nur die Comicleidenschaft auszuleben. Gerade Leute, die sich auch wissenschaftlich mit Comics auseinandersetzen, haben hier natürlich eine erstklassige Datenbank vorliegen, die für Recherchezwecke genutzt werden kann.

Wie vollständig die GCD wirklich ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Sicherlich gibt es einen Schwerpunkt im englischsprachigen Bereich. Aber wenn man beispielsweise einmal nach dem Serientitel "Batman" sucht, so erhält man derzeit 1265 Treffer für Serien mit diesem Titel. Darunter sind auch australische, brasilianische, mexikanische und belgische Serien zu finden. Zwar sind diese bei weitem nicht so vollständig indexiert wie die us-amerikanischen Serien, aber immerhin findet man schon einmal einen Hinweis auf die Serie. Die deutschen Serien wiederrum sind oftmals recht vollständig indexiert. Das dürfte vor allem daran liegen, dass es einen deutschen Verband der GCD gibt.

Alles in allem ist die GCD eine klasse Internetseite. Dieses Jahr feiert sie ihren 20. Geburtstag. Hoffentlich bleibt sie weitere 20 Jahre bestehen und kommt ihrem Ziel näher, jeden jemals publizierten Comic zu indexieren.

Freitag, 6. Juni 2014

Batman: Vater eines Killers

Ausschnitt aus Batman and Robiny#12

Batman ohne Robin? Das geht eigentlich nicht. Schon kurze Zeit nach seinem ersten Erscheinen 1939 wurde dem dunklen Ritter ein Partner an die Seite gestellt. Seitdem kein Batman ohne Robin. Spannungsfrei war diese Beziehung selten. Doch das ist nichts gegen die Konflikte zwischen Batman und dem letzten Robin, seinem eigenen Sohn Damian, der von klein auf zu einer Killermaschine gemacht wurde.

Damian ist der Sohn von Bruce Wayne und Talia al Ghul, der Tochter von Ra's al Ghul. Diese Konstellation ist ja schon reichlich kompliziert, handelt es sich doch bei Ra's al Ghul um einen Erzfeind von Batman. Talia al Ghul zog ihren Sohn darüber hinaus sehr ungewöhnlich auf, indem sie ihn nämlich von klein auf im Kampf und Umgang mit Waffen trainierte. Als sie Damian in die Obhut Batmans gab, geschah dies mit dem Ziel ihn zu stören. Batman traf nun seinen Sohn, der eigene ganz andere Erziehung genoß und mit dem Töten absolut kein Problem hat. Die Serie Batman and Robin erzählt von genau dieser problematischen und konfliktreichen Beziehung.

Vor allem die ersten beiden Sammelbände behandeln diesen typisch-untypischen Vater-Sohn-Konflikt. Batman wird seiner Rolle als Vater überhaupt nicht gerecht. Eine ungewohnte Situation für einen, der sonst kaum Schwächen zu haben scheint. Batman denkt primär an die Beziehung Batman/Robin und welche Pflichten sein Sidekick zu erfüllen hat. Deswegen fordert er Gehorsam ein und erteilt sporadisch Lob. Robin hingegen scheint vor allem die Anerkennung seines Vaters erlangen zu wollen. Zwar will er ihm beweisen, dass er als Robin geeignet ist, aber es geht ihm auch um die persönliche Bindung zu seinem Vater.

Der Autor Peter Tomasi hat mit Damian einen Charakter geschaffen, der polarisiert. Damian widerspricht, ist ein verwöhntes, selbstsicheres Kind und hat ein ganz anderes Verständnis von Gerechtigkeit als Batman. Die Sympathien dürften bei den meisten Lesern wohl bei Batman liegen, und dennoch kommt auch Batman als Sturrkopf rüber. Der Leser reißt manchmal die Hände nach oben und denkt sich, dieser Streit ließe sich auch leichter beilegen. Das gefällt und sorgt für ein Hin und Her des Lesers: Bin ich nun auf Batmans oder Robins Seite? Tomasi gelingt es aber schließlich, dass sich Vater und Sohn annähern und einen besseren Umgang miteinander finden. Die Lösung des Konflikts ist dabei durchaus plausibel und akzeptabel. Es dauert eine Weile, aber dieser Robin ist ein Charakter, den man lieben kann.

Ausschnitt aus Batman and Robin #18
Umso trauriger ist es deswegen, dass man sich bei DC Comics einmal wieder dafür entschieden hat, Robin sterben zu lassen (die Storyline dazu in Batman Incorporated, der Tod Robins in #8). Als hätte Batman in letzter Zeit nicht genug gelitten (siehe beispielweise Batman: The Dark Knight Vol. 3), wird ihm hier nun auch noch der Sohn genommen. Eine Entscheidung, die nur schwer nachvollziehbar ist, von der allerdings Grant Morrison, Autor von Batman Inc., behauptet hat, dies sei schon von Anfang an geplant gewesen.

Der vierte Sammelband beschäftigt sich daraufhin damit, wie Batman mit dem Tod Damians umgeht. Tomasi bedient sich dabei des 5-Phasen-Modells der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross über den menschlichen Umgang mit dem Tod (Nichtwahrhabenwollen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz). Inhaltlich gefallen hier die #18 und #23 am besten. Zum einen weil man sich in #18 für die seltene Variante eines stummen Comics entschieden hat, was dem plötzlichen Tod Damians und Batmans Gefühlslage am besten entspricht. Zum anderen büßt der Comic dafür nichts an Aussagekraft ein. Und in #23 bekommt auch Alfred Pennyworth endlich den Raum für seine Trauer, der ihm vorher nicht gegeben wurde. Zwischendrin erleben wir einen zornigen Batman, wie schon lange nicht mehr. Da er den Tod seines Sohnes nicht wahrhaben will, versucht er ihn sogar mit Hilfe Frankenstein ins Leben zurückzuholen. Verrücktes Zeug!

Die Zeichnungen von Patrick Gleason sind stets sehr gut. Es tut der Serie Batman and Robin sehr gut, dass Tomasi und Gleason mit wenigen Ausnahmen seit Beginn an zusammengearbeitet haben. Dadurch haben sie konsequent einen Stil durchhalten können.

Batman hat nun also den Tod Damians akzeptiert. Doch war es das wirklich? In #29 macht er sich auf die Suche nach dem Körper seines Sohnes, den Ra's al Ghul entwendet hat, offenbar um ihn wiederzubeleben. Es bleibt also spannend.

Englische Originalausgaben erschienen bei DC Comics:
Batman and Robin Vol. 1: Born to Kill (#1-8). Als Hardcover erschienen am 04.07.2012 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 05.06.2013 für $ 16,99.
Batman and Robin Vol. 2: Pearl (#0, #9-14). Als Hardcover erschienen am 05.06.2013 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 27.11.2013 für $ 16,99.
Batman and Robin Vol. 3: Death of the Family (#15-17, Annual #1). Als Hardcover erschienen am 27.11.2013 für $ 22,99. Als Softcover erschienen am 04.06.2014 für $ 14,99.
Batman and Robin Vol. 4: Requiem for Damian (#18-23). Als Hardcover erschienen am 04.06.2014 für $ 24,99. Softcover noch nicht angekündigt.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman & Robin 1 (#1-8). Softcover erschienen am 25.09.2012 für € 16,95.
Batman & Robin 2 (#0, #10-12 und Batman #0). Softcover erschienen am 12.03.2013 für € 12,95.
Batman & Robin 3 (#13-16, Annual #1). Softcover erschienen am 22.10.2013 für € 14,99.
Batman & Robin 4 (#18-23). Softcover erschienen am 11.02.2014 für € 14,99.

Montag, 2. Juni 2014

"Batman: The Dark Knight" verwischt die Grenzen zwischen Gut und Böse

Ausschnitt aus Batman: The Dark Knight #12
Die Serie Batman: The Dark Knight setzt ihre ganz eigenen Akzente: Die Hintergründe einiger berühmter Gegner Batmans werden hier ausführlich beleuchtet. Dabei spielt vor allem Autor Gregg Hurwirtz hervorragend mit der Sympathie des Lesers. Doch kann man eigentlich Verständnis für Scarecrow haben?

Während Batman im ersten Sammelband sich noch mehreren Gegnern gegenüber ausgesetzt sieht, stellen die beiden Nachfolgebände jeweils einen Kontrahenten des dunklen Ritters in das Zentrum: Scarecrow und Mad Hatter. Hurwitz gibt hier den Perspektiven dieser zwei klassischen Feinde viel Raum. Neuere Leser erfahren hier zum einen die Entstehungsgeschichte der beiden, doch auch alten Hasen gibt es noch einmal Gelegenheit sich klar zu machen, warum Scarecrow und Mad Hatter zu dem geworden sind, was sie heute sind. Sie sind selbst geplagte und gequälte Seelen. Hurwitz entschuldigt dadurch aber nicht ihre Taten, sondern erklärt, wie sie zu Kriminellen wurden. Dies ist umso interessanter, als einige biographische Parallelen zwischen Batman und Scarecrow und zwischen Batman und Mad Hatter herausgearbeitet werden. Die Grenzen verschwimmen, alles wird ein wenig grauer, Gut und Böse verlieren ihre klare Bedeutung. Das bringt eine starke Ambivalenz in die Welt von Batman!

Hurwitz hat es außerdem gewagt, Bruce Wayne eine neue Frau an die Seite zu stellen. Die Beziehung bringt den Playboy reichlich ins Schwanken: Soll er den Umhang an den Nagel hängen für diese eine Frau? Der Blick auf das private Leben unseres Helden ist erfrischend. Dumm nur, dass auch noch jemand anderes sein Auge auf Batmans Geliebte geworfen hat. Doch mehr wird hier nicht verraten.

Die Zeichungen von David Finch passen perfekt zu den Geschichten von Hurwitz. Leider ist Finch im dritten Sammelband nicht mehr der Zeichner. Bedauerlicher ist jedoch, dass Batman: The Dark Knight in diesem Jahr nach Heft #29 eingestellt wurde. Der vierte und letzte Sammelband ist für Juli 2014 angekündigt.

Englische Originalausgaben erschienen bei DC Comics:
Batman: The Dark Knight Vol. 1: Knight Terrors (#1-9). Als Hardcover erschienen am 03.10.2012 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 17.07.2013 für $ 16,99.
Batman: The Dark Knight Vol. 2: Cycle of Violence (#10-15- #0). Als Hardcover erschienen am 17.07.2013 für $ 22,99. Als Softcover erschienen am 08.01.2014 für $ 14,99.
Batman: The Dark Knight Vol. 3: Mad (#16-21, Annual #1). Als Hardcover erschienen am 15.01.2014 für $ 24,99. Als Softcover angekündigt für den 30.07.2014 für $ 16,99.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman: The Dark Knight Paperback 1: Das Höllenserum (#1-9). Erschienen am 13.08.2013.  Hardcover für € 29, Softcover für € 16,99.
Batman: The Dark Knight Paperback 2: Angst über Gotham (#10-15, #0). Erschienen am 18.03.2014. Hardcover für € 29, Softcover für € 16,99.
Batman: The Dark Knight Paperback 3 -- noch nicht angekündigt.

Sonntag, 25. Mai 2014

Eulen über Gotham City

Ausschnitt aus Batman #2
Wer dachte, allein Batman wache über Gotham City, hat sich geirrt! Seit Jahrhunderten hält der Rat der Eulen insgeheim die Fäden in der Hand und entscheidet über Leben und Tod. Wer ihnen nicht passt, dem hetzen sie einen ihrer vielen unsterblichen Killer auf den Hals. So wie jetzt Bruce Wayne...

Die Serie Batman hat einen der besten Starts im neuen DC-Universum hingelegt. Der Autor Scott Snyder hat sich richtig was getraut, mit solch einer langen Geschichte zu beginnen. Fast ein ganzes Jahr (#1-11) nahm er sich für eine grandiose Geschichte Zeit. Batman bekommt es hier nämlich nicht mit einem seiner gewöhnlichen Gegner zu bekommen, sondern mit dem Rat der Eulen, der angeblich über die Stadt wacht. Da es sich hierbei aber um einen alten Kinderreim handelt, nimmt Batman es nicht ernst. Doch dann muss er feststellen, dass diese geheime Organisation seit Jahrhunderten im Verborgenen über das Schicksal seiner Stadt entscheidet. Der Rat der Eulen sieht sich als Wächter der Balance von Gotham City. Weiter ausgeführt wird das nicht, aber wer dieser Vorstellung nicht entspricht ... nun ja, der muss eben sterben. Dafür hat der Rat viele unsterbliche Auftragskiller, die wie Eulen verkleidet auf die Jagd gehen und nun auch Bruce Wayne und dann Batman ans Leder wollen.

Batman wird hier vollkommen unvorbereitet getroffen, denn er war sich seiner Sache einfach zu sicher. Das führt letztlich dazu, dass er in die Gefangenschaft des Rats der Eulen gerät und tagelang in einem Labyrinth umher irrt. Absoluter Höhepunkt des ersten Sammelbandes sind die Hefte #5-6. Hier wird Batman beinahe verrückt, da er dem Labyrinth nicht entfliehen kann und die einzige Wasserquelle vermutlich mit Drogen versetzt ist. Greg Capullo hat das ganze zeichnerisch perfekt umgesetzt und mit den Bildern gespielt.

Einmal entkommen, entschließt sich Batman zum Gegenschlag. Doch leicht wird es nicht, denn der Rat der Eulen hat erkannt, mit was für einem Gegner sie es zu tun haben. Deshalb lassen sie nun alle ihre Killer auf einmal auf Gotham City los. Und plötzlich müssen Batman und seine Gefährten Acht geben, dass nicht die gesamte politische und wirtschaftliche Elite der Stadt ermordet wird. Doch für zwei Helden kommt es noch schlimmer: Sie müssen erkennen, dass sie eine ganz persönliche Verbindung zum Rat der Eulen haben, die ihr ganzes Dasein in Frage stellen könnte.

Der größte Teil der Story spielt sich in  Batman #1-11 ab. Sie sind in den ersten beiden Sammelbänden abgedruckt. Aber zum Höhepunkt, der Nacht der Eulen, greift das Geschehen auf ganz Gotham City aus. Der Band Batman: Night of the Owls versammelt deswegen darüber hinaus noch weitere Hefte anderer Serien. Insbesondere Nightwing #8-9 und Batgirl #9 sind hier sehr lesenwert und zeichnerisch genial. Für ganz große Fans der Eulen gibt es Batman Vol. 1 sogar in Kombination mit einer Eulenmaske zu kaufen.

Fazit: Scott Snyder hat eine geniale Geschichte geschrieben. Batman und seinen Gefährten wird hier alles abverlangt. Wann sieht man denn schon einmal, dass sich Batman so deutlich oder überhaupt irrt oder dass er um Hilfe bittet? Eine kraftvolle Geschichte, die durch ihren mythischen Aspekt auch so manchen Schauermoment mit sich bringt. Eine absolute Empfehlung!

Englische Originalausgaben erschienen bei DC Comics:
Batman Vol. 1: The Court of Owls (Batman #1-7). Als Hardcover erschienen am 09.05.2012 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 20.03.2013 für $ 16,99.
Batman Vol. 1: The Court of Owls Book (Softcover) and Mask Set. Erschienen am 02.10.2013 für $ 24,99.
Batman Vol. 2: The City of Owls (Batman #8-12, Batman Annual #1). Als Hardcover erschienen am 20.03.2013 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 09.10.2013 für $ 16,99.
Batman: The Nights of the Owls (diverse). Als Hardcover erschienen am 13.02.2013 für $ 29,99. Als Softcover erschienen am 06.11.2013 für $ 19,99.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman Paperback 1: Der Rat der Eulen (Batman #1-7). Erschienen am 09.07.2013. Hardcover für € 29, Softcover für € 16,99.
Batman Paperback 2: Die Stadt der Eulen (Batman #8-12, Batman Annual #1). Erschienen am 18.02.2014. Hardcover für € 29, Softcover für € 16,99.
Batman Sonderband 40: Die Nacht der Eulen (diverse). Softcover erschienen am 12.02.2013 für € 14,95.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Bunt und lustig: Batman '66

Batman ist grimmig, schlecht gelaunt und seine Umgebung furchterregend? Nicht immer! Eine Ausnahme gibt es jetzt: Batman '66 Vol. 1 zeigt ein ganz anderes, farbenfrohes Gotham.

Der erste Sammelband der neuen Comicserie umfasst die Hefte #1-5. Angelehnt an die TV-Serie "Batman", die von 1966 bis 1968 im US-amerikanischen Fernsehen lief, bietet Batman '66 einen für heutige Leser ungewohnten Blick auf die Stadt der Fledermaus. Hier dominieren nicht graue, sondern grelle Farben. Viele Bilder erinnern zudem durch den pixeligen Stil ganz bewusst an die Kunst von Roy Lichtenstein. Das ist der größte Unterschied zu den aktuellen New 52-Titeln und dadurch gelingt es die Atmosphäre der 60er gut zu fassen. Optisch hat man sich hier deutlich an der TV-Serie orientiert: Batman, Robin und auch die Schurken tragen Kostüme, die heute altmodisch wirken. Aber so war es eben in der Serie.

Ausschnitt aus Batman '66 #1
Außerdem wirken Batmans Gegner hier häufig als gewöhnliche Verbrecher und nicht als kranke Psychopathen. Klar haben sie alle ihre Extravaganzen, aber der Mad Hatter ist hier beispielsweise nur verrückt nach Hüten und nicht selbst auch noch übergeschnappt. Auch der Joker entlockt dem Leser den ein oder anderen Lacher (allerdings sollte ihm mal dieses lächerliche Oberlippenbärtchen gestutzt werden). Eine ganz andere Perspektive als beispielsweise die Storyline "Death of the Family" bietet.

Überhaupt nimmt sich Batman '66 nicht allzu ernst: So wird Batman aufgefordert seinen Tanz aufzuführen (ein super Videoausschnitt aus der TV-Serie dazu unten!). Und wie schon in der TV-Serie tritt Batman hier häufiger als staatsbürgerliches Vorbild für die Jugend auf, was manchmal zu komischen Situationen führt. Batman und Robin sitzen am hellichten Tag in einem Café und trinken Kaffe, obwohl Batman doch solche Genussmittel für gewöhnlich anprangert, wie er selbst sagt. In einer anderen Situation fliegen die beiden Helden in einem gewöhnlichen Linienflug nach London und werden dort von einer kreischenden Menge und einem britischen Batmobil empfangen.

Batman '66 ist somit eine wunderbare Abwechslung zu den anderen Batman-Titeln, die einen durch ihre Ähnlichkeit auch schon einmal ermüden können. Hier kommt nun endlich einmal wieder Leben in die Bude! Batman '66 Vol. 1 kommt mit ein paar Variant Covers als Extra. Leider gibt es keine Einleitung, die gerade hier wünschenswert gewesen wäre. Hier hätte man gerne etwas zu der Bedeutung der TV-Serie aus den 1960ern erfahren und wie nah nun die Comics an den Episoden sind. Außerdem wäre es interessant gewesen zu erfahren, warum jetzt gerade dieser Rückgriff auf diesen so anderen Batman stattfindet. Aber auch mit diesem kleinen Manko lohnt sich der Sammelband.

Englische Originalausgabe erschienen bei DC Comics:
Batman '66 Vol. 1 (Batman '66 #1-5). Hardcover erschienen am 02.04.2014 für $ 19,99.

Donnerstag, 15. Mai 2014

TV-Serie "Gotham" geplant

In den letzten Jahren hat die Produktion von Superheldenfilmen deutlich zugenommen. Es sind vor allem die Helden von Marvel und DC, die sich auf der Leinwand herumtreiben. Nachdem nun Christopher Nolans Dark Knight-Trilogie abgeschlossen und der Start für den neuen Batman-Film noch unklar ist, soll eine neue TV-Serie namens "Gotham" die Wartezeit überbrücken. Der Trailer ist vielversprechend.

Der US-amerikanische TV-Sender FOX hat Bruno Heller mit der Produktion beauftragt. Heller ist unter anderem für die Serie "The Mentalist" verantwortlich. Laut Berichten soll "Gotham" schon in der nächsten Saison (2014/15) laufen. Das gilt natürlich für den amerikanischen Markt. Ob ein Transfer nach Deutschland stattfinden wird, bleibt abzuwarten.

Die Serie will die Zeit vor Batman darstellen. Im Fokus stehen dabei der junge James Gordon und der soeben verwaiste Bruce Wayne. Gordon kümmert sich um Wayne nach der Ermordung seiner Eltern. Die Serie könnte somit eine interessante, andere Perspektive auf Gotham City und Batman bieten. Der Trailer jedenfalls lässt hoffen. Es gibt einige Parallelen zu den Filmen Nolans, allen voran die ernste Atmosphäre und auch musikalisch scheint man sich einiges abgeguckt, oder besser abgehört zu haben.


Mittwoch, 14. Mai 2014

Batman/Superman Vol. 1: Cross World

Ausschnitt aus Batman/Superman #1
Ganz frisch erschienen ist der erste Sammelband der neuen Serie Batman/Superman. Der Band versammelt die ersten vier Nummern der Serie, sowie das Heft Justice League #23.1. Was als erstes auffällt, sind die genialen Zeichnungen von Jae Lee. Gleich die ersten zwei Seiten lassen erahnen, dass man es hier mit einem ungewöhnlichen Stil zu tun hat. Lees Kunst ist sehr fein. In Kombination mit der Farbgebung wirken die Bilder fern und entrückt. Zugleich aber gelingt es den Künstlern eine vereinnahmende Atmosphäre zu schaffen. Die Eröffnungsseiten zeigen ein düsteres, bedrohliches Gotham. Sicher, Gotham City war schon immer im Gegensatz zu Supermans Stadt Metropolis dunkler. Aber Lees Zeichungen erwecken darüber hinaus den Eindruck einer märchenhaften Stadt. Der Einstieg ist somit sehr gut gelungen.

Achtung: Spoiler!

Inhaltlich geht es in dem Band um die frühen Jahre zwischen Superman und Batman. Ohne sich wirklich zu kennen, werden sie durch eine ihnen unbekannte Kraft in die Parallelwelt "Erde 2" versetzt. Dort treffen sie auf ältere Versionen ihrer selbst. Während die jungen Helden noch ungeübt sind und sich nicht mögen (u. a. trägt der frühe Superman Jeans und hüpft durch die Luft, statt zu fliegen, worüber sich Batman lustig macht), leben ihnen ihre Doppelgänger eine andere Möglichkeit in Freundschaft vor. Ob und wie die jungen Helden Freunde werden, lässt der Band allerdings noch offen.

Im Grunde genommen ist die Geschichte sehr verwirrend. Erst in Heft #3 beginnt der Leser zu verstehen, worum es eigentlich geht. Doch dieses vermeintliche Chaos ist durchaus gewollt, denn sie stimmt mit der Wahrnehmung der Helden überein. Sie selbst müssen auch erst einmal verstehen, was ihnen da widerfährt: Der Dämon Kaiyo ist verantwortlich für die Weltensprünge. Er kündigt die Ankunft von Darkseid an, der ihm folgt und alle Welten zerstört, in die er tritt. Der Sammelband endet mit der Ursprungsgeschichte von Darkseid, einer klassischen Geschichte menschlicher Hybris. Es bleibt abzuwarten, ob Darkseid gegen Batman und Superman antreten wird, oder ob es bei dem Verweis auf den Kampf gegen die Justice League (erzählt in Justice League Vol. 1: Origin) bleibt.

Als Extras gibt es einige Variant Covers, sowie ein Teil des Skripts mit Kommentaren des Autors und der Künstler. Die Zeichenentwürfe sind auch hier ein wahrer Augenschmaus. Übrigens: Wer sich an den Zeichungen von Jae Lee nicht satt sehen kann, sei auf die sechsteilige Miniserie Before Watchmen: Ozymandias (auch als Sammelband erhältlich) verwiesen. Negativ fällt auf, dass das Heft #3.1 fehlt. Zwar mag es sein, dass es inhaltlich keine Bindung an die hier erzählte Geschichte hat. Aber die Sammelbände sollten eigentlich vor allem dazu dienen, alle Einzelhefte einer Serie zu vereinen.

Fazit: Batman/Superman Vol. 1: Cross World lohnt sich vor allem wegen der Kunst. Die erzählte Geschichte ist zum Teil schwer verständlich und wirkt manchmal zu sehr konstruiert. Das ist aber ein generelles Problem der Comics, die sich mit den parallelen Universen beschäftigen. Es bleibt nun einfach abzuwarten, wie sich dieser Comic entwickelt.

Englische Originalausgabe erschienen bei DC Comics:
Batman/Superman Vol. 1: Cross World (Batman/Superman #1-4, Justice League #23.1). Hardcover erschienen am 30.04.2014 für $ 22,99.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman/Superman 1 (Batman/Superman #1-4) . Softcover erschienen am 29.04.2014 für € 9,99.