Freitag, 6. Juni 2014

Batman: Vater eines Killers

Ausschnitt aus Batman and Robiny#12

Batman ohne Robin? Das geht eigentlich nicht. Schon kurze Zeit nach seinem ersten Erscheinen 1939 wurde dem dunklen Ritter ein Partner an die Seite gestellt. Seitdem kein Batman ohne Robin. Spannungsfrei war diese Beziehung selten. Doch das ist nichts gegen die Konflikte zwischen Batman und dem letzten Robin, seinem eigenen Sohn Damian, der von klein auf zu einer Killermaschine gemacht wurde.

Damian ist der Sohn von Bruce Wayne und Talia al Ghul, der Tochter von Ra's al Ghul. Diese Konstellation ist ja schon reichlich kompliziert, handelt es sich doch bei Ra's al Ghul um einen Erzfeind von Batman. Talia al Ghul zog ihren Sohn darüber hinaus sehr ungewöhnlich auf, indem sie ihn nämlich von klein auf im Kampf und Umgang mit Waffen trainierte. Als sie Damian in die Obhut Batmans gab, geschah dies mit dem Ziel ihn zu stören. Batman traf nun seinen Sohn, der eigene ganz andere Erziehung genoß und mit dem Töten absolut kein Problem hat. Die Serie Batman and Robin erzählt von genau dieser problematischen und konfliktreichen Beziehung.

Vor allem die ersten beiden Sammelbände behandeln diesen typisch-untypischen Vater-Sohn-Konflikt. Batman wird seiner Rolle als Vater überhaupt nicht gerecht. Eine ungewohnte Situation für einen, der sonst kaum Schwächen zu haben scheint. Batman denkt primär an die Beziehung Batman/Robin und welche Pflichten sein Sidekick zu erfüllen hat. Deswegen fordert er Gehorsam ein und erteilt sporadisch Lob. Robin hingegen scheint vor allem die Anerkennung seines Vaters erlangen zu wollen. Zwar will er ihm beweisen, dass er als Robin geeignet ist, aber es geht ihm auch um die persönliche Bindung zu seinem Vater.

Der Autor Peter Tomasi hat mit Damian einen Charakter geschaffen, der polarisiert. Damian widerspricht, ist ein verwöhntes, selbstsicheres Kind und hat ein ganz anderes Verständnis von Gerechtigkeit als Batman. Die Sympathien dürften bei den meisten Lesern wohl bei Batman liegen, und dennoch kommt auch Batman als Sturrkopf rüber. Der Leser reißt manchmal die Hände nach oben und denkt sich, dieser Streit ließe sich auch leichter beilegen. Das gefällt und sorgt für ein Hin und Her des Lesers: Bin ich nun auf Batmans oder Robins Seite? Tomasi gelingt es aber schließlich, dass sich Vater und Sohn annähern und einen besseren Umgang miteinander finden. Die Lösung des Konflikts ist dabei durchaus plausibel und akzeptabel. Es dauert eine Weile, aber dieser Robin ist ein Charakter, den man lieben kann.

Ausschnitt aus Batman and Robin #18
Umso trauriger ist es deswegen, dass man sich bei DC Comics einmal wieder dafür entschieden hat, Robin sterben zu lassen (die Storyline dazu in Batman Incorporated, der Tod Robins in #8). Als hätte Batman in letzter Zeit nicht genug gelitten (siehe beispielweise Batman: The Dark Knight Vol. 3), wird ihm hier nun auch noch der Sohn genommen. Eine Entscheidung, die nur schwer nachvollziehbar ist, von der allerdings Grant Morrison, Autor von Batman Inc., behauptet hat, dies sei schon von Anfang an geplant gewesen.

Der vierte Sammelband beschäftigt sich daraufhin damit, wie Batman mit dem Tod Damians umgeht. Tomasi bedient sich dabei des 5-Phasen-Modells der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross über den menschlichen Umgang mit dem Tod (Nichtwahrhabenwollen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz). Inhaltlich gefallen hier die #18 und #23 am besten. Zum einen weil man sich in #18 für die seltene Variante eines stummen Comics entschieden hat, was dem plötzlichen Tod Damians und Batmans Gefühlslage am besten entspricht. Zum anderen büßt der Comic dafür nichts an Aussagekraft ein. Und in #23 bekommt auch Alfred Pennyworth endlich den Raum für seine Trauer, der ihm vorher nicht gegeben wurde. Zwischendrin erleben wir einen zornigen Batman, wie schon lange nicht mehr. Da er den Tod seines Sohnes nicht wahrhaben will, versucht er ihn sogar mit Hilfe Frankenstein ins Leben zurückzuholen. Verrücktes Zeug!

Die Zeichnungen von Patrick Gleason sind stets sehr gut. Es tut der Serie Batman and Robin sehr gut, dass Tomasi und Gleason mit wenigen Ausnahmen seit Beginn an zusammengearbeitet haben. Dadurch haben sie konsequent einen Stil durchhalten können.

Batman hat nun also den Tod Damians akzeptiert. Doch war es das wirklich? In #29 macht er sich auf die Suche nach dem Körper seines Sohnes, den Ra's al Ghul entwendet hat, offenbar um ihn wiederzubeleben. Es bleibt also spannend.

Englische Originalausgaben erschienen bei DC Comics:
Batman and Robin Vol. 1: Born to Kill (#1-8). Als Hardcover erschienen am 04.07.2012 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 05.06.2013 für $ 16,99.
Batman and Robin Vol. 2: Pearl (#0, #9-14). Als Hardcover erschienen am 05.06.2013 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 27.11.2013 für $ 16,99.
Batman and Robin Vol. 3: Death of the Family (#15-17, Annual #1). Als Hardcover erschienen am 27.11.2013 für $ 22,99. Als Softcover erschienen am 04.06.2014 für $ 14,99.
Batman and Robin Vol. 4: Requiem for Damian (#18-23). Als Hardcover erschienen am 04.06.2014 für $ 24,99. Softcover noch nicht angekündigt.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman & Robin 1 (#1-8). Softcover erschienen am 25.09.2012 für € 16,95.
Batman & Robin 2 (#0, #10-12 und Batman #0). Softcover erschienen am 12.03.2013 für € 12,95.
Batman & Robin 3 (#13-16, Annual #1). Softcover erschienen am 22.10.2013 für € 14,99.
Batman & Robin 4 (#18-23). Softcover erschienen am 11.02.2014 für € 14,99.

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