Donnerstag, 19. Juni 2014

Happy Birthday: Die Grand Comics Database wird 20!

Heute will ich eine wunderbare Internetseite vorstellen, die für jeden interessant und vor allem hilfreich ist, der sich nicht nur mit dem Lesen von Comics begnügen will: Die Grand Comics Database (GCD) hat es sich zum Ziel gesetzt, Daten zu jedem jemals publizierten Comic bereitzustellen. Das ist natürlich ein sehr hoch gestecktes Ziel und ob es jemals erreicht wird, wage ich zu bezweifeln. Dennoch ist die GCD eine geniales Rechercheinstrument.

Seit 1994 betreiben Comicfans die GCD. Sie ist nicht profitorientiert und die Leute, die daran arbeiten, machen das, ohne dafür bezahlt zu werden. Jeder kann daran mitarbeiten. Man meldet sich an und beginnt Comics zu indexieren. Zu Beginn bekommt man einen Mentor an die Seite gestellt, der einem hilft mit dem System zu Recht zu kommen. Für jede Bearbeitung erhält man eine gewisse Punktezahl und ab 4000 Punkten kann man sogar über Entscheidungen der GCD mit abstimmen.

Die Datenbank bietet Informationen zu den Autoren, Zeichnern, Inkern und Farbgebern der einzelnen Comics. Weiterhin werden die einzelnen Cover gesammelt und Angaben zum Inhalt gemacht. Darüberhinaus findet man auch noch Hinweise auf Nachdrucke der Originalcomics in anderen Serien und Ländern.

Die GCD ist ein typisches Fanprojekt, worin einige vermutlich sehr viel Zeit investieren. Aber die Datenbank erfüllt noch einen ganz anderen Zweck als einfach nur die Comicleidenschaft auszuleben. Gerade Leute, die sich auch wissenschaftlich mit Comics auseinandersetzen, haben hier natürlich eine erstklassige Datenbank vorliegen, die für Recherchezwecke genutzt werden kann.

Wie vollständig die GCD wirklich ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Sicherlich gibt es einen Schwerpunkt im englischsprachigen Bereich. Aber wenn man beispielsweise einmal nach dem Serientitel "Batman" sucht, so erhält man derzeit 1265 Treffer für Serien mit diesem Titel. Darunter sind auch australische, brasilianische, mexikanische und belgische Serien zu finden. Zwar sind diese bei weitem nicht so vollständig indexiert wie die us-amerikanischen Serien, aber immerhin findet man schon einmal einen Hinweis auf die Serie. Die deutschen Serien wiederrum sind oftmals recht vollständig indexiert. Das dürfte vor allem daran liegen, dass es einen deutschen Verband der GCD gibt.

Alles in allem ist die GCD eine klasse Internetseite. Dieses Jahr feiert sie ihren 20. Geburtstag. Hoffentlich bleibt sie weitere 20 Jahre bestehen und kommt ihrem Ziel näher, jeden jemals publizierten Comic zu indexieren.

Freitag, 6. Juni 2014

Batman: Vater eines Killers

Ausschnitt aus Batman and Robiny#12

Batman ohne Robin? Das geht eigentlich nicht. Schon kurze Zeit nach seinem ersten Erscheinen 1939 wurde dem dunklen Ritter ein Partner an die Seite gestellt. Seitdem kein Batman ohne Robin. Spannungsfrei war diese Beziehung selten. Doch das ist nichts gegen die Konflikte zwischen Batman und dem letzten Robin, seinem eigenen Sohn Damian, der von klein auf zu einer Killermaschine gemacht wurde.

Damian ist der Sohn von Bruce Wayne und Talia al Ghul, der Tochter von Ra's al Ghul. Diese Konstellation ist ja schon reichlich kompliziert, handelt es sich doch bei Ra's al Ghul um einen Erzfeind von Batman. Talia al Ghul zog ihren Sohn darüber hinaus sehr ungewöhnlich auf, indem sie ihn nämlich von klein auf im Kampf und Umgang mit Waffen trainierte. Als sie Damian in die Obhut Batmans gab, geschah dies mit dem Ziel ihn zu stören. Batman traf nun seinen Sohn, der eigene ganz andere Erziehung genoß und mit dem Töten absolut kein Problem hat. Die Serie Batman and Robin erzählt von genau dieser problematischen und konfliktreichen Beziehung.

Vor allem die ersten beiden Sammelbände behandeln diesen typisch-untypischen Vater-Sohn-Konflikt. Batman wird seiner Rolle als Vater überhaupt nicht gerecht. Eine ungewohnte Situation für einen, der sonst kaum Schwächen zu haben scheint. Batman denkt primär an die Beziehung Batman/Robin und welche Pflichten sein Sidekick zu erfüllen hat. Deswegen fordert er Gehorsam ein und erteilt sporadisch Lob. Robin hingegen scheint vor allem die Anerkennung seines Vaters erlangen zu wollen. Zwar will er ihm beweisen, dass er als Robin geeignet ist, aber es geht ihm auch um die persönliche Bindung zu seinem Vater.

Der Autor Peter Tomasi hat mit Damian einen Charakter geschaffen, der polarisiert. Damian widerspricht, ist ein verwöhntes, selbstsicheres Kind und hat ein ganz anderes Verständnis von Gerechtigkeit als Batman. Die Sympathien dürften bei den meisten Lesern wohl bei Batman liegen, und dennoch kommt auch Batman als Sturrkopf rüber. Der Leser reißt manchmal die Hände nach oben und denkt sich, dieser Streit ließe sich auch leichter beilegen. Das gefällt und sorgt für ein Hin und Her des Lesers: Bin ich nun auf Batmans oder Robins Seite? Tomasi gelingt es aber schließlich, dass sich Vater und Sohn annähern und einen besseren Umgang miteinander finden. Die Lösung des Konflikts ist dabei durchaus plausibel und akzeptabel. Es dauert eine Weile, aber dieser Robin ist ein Charakter, den man lieben kann.

Ausschnitt aus Batman and Robin #18
Umso trauriger ist es deswegen, dass man sich bei DC Comics einmal wieder dafür entschieden hat, Robin sterben zu lassen (die Storyline dazu in Batman Incorporated, der Tod Robins in #8). Als hätte Batman in letzter Zeit nicht genug gelitten (siehe beispielweise Batman: The Dark Knight Vol. 3), wird ihm hier nun auch noch der Sohn genommen. Eine Entscheidung, die nur schwer nachvollziehbar ist, von der allerdings Grant Morrison, Autor von Batman Inc., behauptet hat, dies sei schon von Anfang an geplant gewesen.

Der vierte Sammelband beschäftigt sich daraufhin damit, wie Batman mit dem Tod Damians umgeht. Tomasi bedient sich dabei des 5-Phasen-Modells der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross über den menschlichen Umgang mit dem Tod (Nichtwahrhabenwollen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz). Inhaltlich gefallen hier die #18 und #23 am besten. Zum einen weil man sich in #18 für die seltene Variante eines stummen Comics entschieden hat, was dem plötzlichen Tod Damians und Batmans Gefühlslage am besten entspricht. Zum anderen büßt der Comic dafür nichts an Aussagekraft ein. Und in #23 bekommt auch Alfred Pennyworth endlich den Raum für seine Trauer, der ihm vorher nicht gegeben wurde. Zwischendrin erleben wir einen zornigen Batman, wie schon lange nicht mehr. Da er den Tod seines Sohnes nicht wahrhaben will, versucht er ihn sogar mit Hilfe Frankenstein ins Leben zurückzuholen. Verrücktes Zeug!

Die Zeichnungen von Patrick Gleason sind stets sehr gut. Es tut der Serie Batman and Robin sehr gut, dass Tomasi und Gleason mit wenigen Ausnahmen seit Beginn an zusammengearbeitet haben. Dadurch haben sie konsequent einen Stil durchhalten können.

Batman hat nun also den Tod Damians akzeptiert. Doch war es das wirklich? In #29 macht er sich auf die Suche nach dem Körper seines Sohnes, den Ra's al Ghul entwendet hat, offenbar um ihn wiederzubeleben. Es bleibt also spannend.

Englische Originalausgaben erschienen bei DC Comics:
Batman and Robin Vol. 1: Born to Kill (#1-8). Als Hardcover erschienen am 04.07.2012 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 05.06.2013 für $ 16,99.
Batman and Robin Vol. 2: Pearl (#0, #9-14). Als Hardcover erschienen am 05.06.2013 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 27.11.2013 für $ 16,99.
Batman and Robin Vol. 3: Death of the Family (#15-17, Annual #1). Als Hardcover erschienen am 27.11.2013 für $ 22,99. Als Softcover erschienen am 04.06.2014 für $ 14,99.
Batman and Robin Vol. 4: Requiem for Damian (#18-23). Als Hardcover erschienen am 04.06.2014 für $ 24,99. Softcover noch nicht angekündigt.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman & Robin 1 (#1-8). Softcover erschienen am 25.09.2012 für € 16,95.
Batman & Robin 2 (#0, #10-12 und Batman #0). Softcover erschienen am 12.03.2013 für € 12,95.
Batman & Robin 3 (#13-16, Annual #1). Softcover erschienen am 22.10.2013 für € 14,99.
Batman & Robin 4 (#18-23). Softcover erschienen am 11.02.2014 für € 14,99.

Montag, 2. Juni 2014

"Batman: The Dark Knight" verwischt die Grenzen zwischen Gut und Böse

Ausschnitt aus Batman: The Dark Knight #12
Die Serie Batman: The Dark Knight setzt ihre ganz eigenen Akzente: Die Hintergründe einiger berühmter Gegner Batmans werden hier ausführlich beleuchtet. Dabei spielt vor allem Autor Gregg Hurwirtz hervorragend mit der Sympathie des Lesers. Doch kann man eigentlich Verständnis für Scarecrow haben?

Während Batman im ersten Sammelband sich noch mehreren Gegnern gegenüber ausgesetzt sieht, stellen die beiden Nachfolgebände jeweils einen Kontrahenten des dunklen Ritters in das Zentrum: Scarecrow und Mad Hatter. Hurwitz gibt hier den Perspektiven dieser zwei klassischen Feinde viel Raum. Neuere Leser erfahren hier zum einen die Entstehungsgeschichte der beiden, doch auch alten Hasen gibt es noch einmal Gelegenheit sich klar zu machen, warum Scarecrow und Mad Hatter zu dem geworden sind, was sie heute sind. Sie sind selbst geplagte und gequälte Seelen. Hurwitz entschuldigt dadurch aber nicht ihre Taten, sondern erklärt, wie sie zu Kriminellen wurden. Dies ist umso interessanter, als einige biographische Parallelen zwischen Batman und Scarecrow und zwischen Batman und Mad Hatter herausgearbeitet werden. Die Grenzen verschwimmen, alles wird ein wenig grauer, Gut und Böse verlieren ihre klare Bedeutung. Das bringt eine starke Ambivalenz in die Welt von Batman!

Hurwitz hat es außerdem gewagt, Bruce Wayne eine neue Frau an die Seite zu stellen. Die Beziehung bringt den Playboy reichlich ins Schwanken: Soll er den Umhang an den Nagel hängen für diese eine Frau? Der Blick auf das private Leben unseres Helden ist erfrischend. Dumm nur, dass auch noch jemand anderes sein Auge auf Batmans Geliebte geworfen hat. Doch mehr wird hier nicht verraten.

Die Zeichungen von David Finch passen perfekt zu den Geschichten von Hurwitz. Leider ist Finch im dritten Sammelband nicht mehr der Zeichner. Bedauerlicher ist jedoch, dass Batman: The Dark Knight in diesem Jahr nach Heft #29 eingestellt wurde. Der vierte und letzte Sammelband ist für Juli 2014 angekündigt.

Englische Originalausgaben erschienen bei DC Comics:
Batman: The Dark Knight Vol. 1: Knight Terrors (#1-9). Als Hardcover erschienen am 03.10.2012 für $ 24,99. Als Softcover erschienen am 17.07.2013 für $ 16,99.
Batman: The Dark Knight Vol. 2: Cycle of Violence (#10-15- #0). Als Hardcover erschienen am 17.07.2013 für $ 22,99. Als Softcover erschienen am 08.01.2014 für $ 14,99.
Batman: The Dark Knight Vol. 3: Mad (#16-21, Annual #1). Als Hardcover erschienen am 15.01.2014 für $ 24,99. Als Softcover angekündigt für den 30.07.2014 für $ 16,99.

Deutsche Übersetzung erschienen bei Panini Comics:
Batman: The Dark Knight Paperback 1: Das Höllenserum (#1-9). Erschienen am 13.08.2013.  Hardcover für € 29, Softcover für € 16,99.
Batman: The Dark Knight Paperback 2: Angst über Gotham (#10-15, #0). Erschienen am 18.03.2014. Hardcover für € 29, Softcover für € 16,99.
Batman: The Dark Knight Paperback 3 -- noch nicht angekündigt.